EchoChamberMusic
Ein szenisches Konzert von DieOrdnungDerDinge
Was
Wer in der Echokammer sitzt, hört nicht viel, das Wenige aber enorm verstärkt. In sozialen Medien ergeht es uns ganz ähnlich: wir bekommen die eigene Meinung hundertfach gespiegelt und erfahren sie dadurch verstärkt. Die Gegenstimmen aber verstummen im Algorithmus. Dieser Effekt in den sozialen Netzwerken trägt den Namen des Raumes akustischer Verstärkung: Echokammer.
Gemeinsam mit der Klangkünstlerin Cathy van Eck sucht das experimentierfreudige Quartett DieOrdnungDerDinge mit assoziativer Leichtigkeit und Humor nach Querverbindungen und Parallelen zwischen akustischen, medialen und musikalischen Aspekten des Echo-Phänomens.
In welchen Echokammern des Alltags sitzen wir fest? Welcher Algorithmus lässt sich dafür schreiben? Wie könnte der klingen? Und lässt sich mittels eines Algorithmus ein Konzert programmieren, das genau den Vorlieben des Publikums entspricht?
Als musikalisches Material dienen dem Ensemble zeitgenössische Kompositionen, die überwiegend für EchoChamberMusic in Auftrag gegeben wurden, um das Echo zum Klingen zu bringen. DieOrdnungDerDinge greift aber auch auf die Echomotivik der Renaissance- und Barockmusik zurück, die den Nachhall bereits vor vielen Jahrhunderten als Inspirationsquelle für Kanon und Fuge nutzte. Zudem ist der griechische Mythos um Echo und Narziss für das Konzertprogramm philosophischer Assoziationsraum.
Konzertprogramm
Die interaktive Installation „Echokammer“ von Cathy van Eck (UA) ist eine akustische Übersetzung des medialen Echokammereffektes, die über den gesamten Konzertabend immer wieder Einsatz findet. Sie verwandelt den Theaterraum selbst in einen abgeschlossenen Resonanzraum, der Klänge, Töne und Sprache speichert, die dann als Echo aus unterschiedlichen Richtungen des Raumes zeitversetzt und verfremdet zurückkehren können und verbindet – einem roten Faden gleich – die einzelnen Teile des Konzertprogramms.
Acoustic orientation by means of echolocation, for players with hand-held echolocation devices (1968)
Mithilfe von sogenannten echolocation devices, die ursprünglich zum Manövrieren von Schiffen auf See hergestellt wurden, orientieren sich die Performer*innen blind im Raum – wie Fledermäuse. Die Geräte senden akustische Impulse in unterschiedlichen Tempi aus, die Echos an Wänden oder anderen Hindernissen des Raumes produzieren und ein akustisches Panorama des Raumes entstehen lassen.
Aus zwölf im Kreis stehenden Lautsprechern klingen Vogelstimmen, die eine Geigerin mit ihrem Instrument imitiert. Wie Narziss mit seinem Spiegelbild in der Quelle wird die Musikerin über die Lautsprecher zunehmend auch mit Spiegelungen und Echos ihrer eigenen Töne konfrontiert. Im Stimmgewirr entsteht so eine Unsicherheit über Original und Nachahmung.
Das Stück kombiniert Szenen aus dem frühen britischen Farbfilm Black Narcissus mit dem letzten dokumentierten Auftritt des Countertenors Klaus Nomi und dessen Interpretation von Händels Cold Song. Einander gegenübergestellt entfalten beide Filme auf abstrakt-assoziative Weise ein vielschichtiges Spiel von Symmetrie und Spiegelung und reflektieren das Grundmotiv des Mythos von Narziss und Echo.
“Connected (obey), eine musikalische Szene für drei Performer*innen” ist eine audio-visuelle Studie über die Funktionsweisen eines menschlichen Produktes: des Netzwerks.
Drei Musiker*innen spielen mit Händen und Füßen kleine Schlaginstrumente, die unabhängig von einer Projektion beleuchtet werden. So zeigt sich sichtbar wie hörbar ein Netzwerk mit seinen Verbindungslinien, das von einer Off-Stimme kommentiert, analysiert und beeinflusst wird.
Beginnend mit einem Tutorial über die erfolgreiche Nutzung von Instagram, Facebook oder Twitter eröffnet eine Social-Media Expertin den Diskurs über zeitliche und räumliche “Vielheit”, der sich zu einer durchkomponierten, rasanten musikalischen Kakophonie entwickelt. Die komponierte Gleichzeitigkeit zahlloser Informationen, deren Hierarchien sich in ständiger Neuordnung befinden, reflektiert die alltägliche Erfahrung von Social-Media-Nutzern.